Raghubir Singh

"Der wahrhaft indische Künstler kann den Segen der Farbe nicht ignorieren. Farbe begreifen wir als Eingebung, während der Westen sie intellektuell zu fassen sucht....Tatsächlich ist ganz Indien ein einziger Farbenfluss. In meiner Heimatstadt Jaipur mieden wir die Farbe Schwarz, trotz der von den Briten eingeführten Smokingjacken. Die Farbe Schwarz war für uns der Inbegriff des Bösen.... Die Sinnlichkeit der Liebe wird in Indien mit den Farben des Monsun verglichen. Wenn der Monsun hereinbricht und den braunen Wüstenstaub in ein nasses Braun und üppiges Grün verwandelt, dann lebt auch die Farbe „lariya" in der Kleidung auf. Die grünen und gelben Farbtöne leuchten im Gleichklang der Natur...Im Sommer vertreiben zarte Farben die große Hitze...weiß ist die Farbe, die das Leben und den Tod vereint..." (Raghubir Singh)

Raghubir Singh (geb. 1942 in Jaipur, Indien) gilt als einer der größten Fotografen seiner Generation. Sein Name steht in der Fotografie als Synonym für das Land Indien. Schon in den frühen 1960er Jahren arbeitete er für die New York Times und das Life Magazine. Er veröffentlichte sein erstes Buch 1974 in Indien, zwei Jahre vor William Egglestons wichtigsten Beitrag zur Farbfotografie, Guide.

Wie bei Henri Cartier-Bresson, dem Singh 1966 erstmals begegnete und der einen entscheidenen Einfluss auf die Entwicklung seiner Arbeit hatte, ging es ihm immer darum, "das ganze Leben in einem winzigen Augenblick festzuhalten." (Henri Cartier-Bresson).

Als einer der großen und frühen Pioniere der frühen Farbfotografie hat Singh seinen Platz in der Riege der wichtigsten Fotografen, wie William Eggleston, Stephen Shore, Joel Sternfeld oder Joel Meyerowitz, in den USA längst erobert. Die Ausstellung in der Galerie f5,6 belegt mit teilweise frühen, unveröffentlichten sowie ikonischen Arbeiten die Wichtigkeit Raghubir Singhs in der Geschichte der Farbfotografie. Gleichzeitig sind Singhs Arbeiten ein Beleg für die indische Kultur und den Wandel der Zeiten in Indien. Seine Kompositionen und seine einmalige Farbsensibilität und -palette vermitteln einen tiefen Einblick in die indische Kultur. Gleichzeitig schlägt Raghubir Singh einen Bogen zur westlichen Sichtweise und verwebt dies mit indischen Bildtraditionen. Dies macht seine Arbeiten so unvergleichlich. Singhs Arbeiten werden vor allem in großen amerikanischen Institutionen gezeigt. Er hat mehr als 14 Bücher über Indien publiziert und zahlreiche internationale Preise erhalten.

Arbeiten des Künstlers