Max Regenberg
Come To Where
Mit der Serie COME TO WHERE gibt die Galerie f 5,6 einen Einblick in die fotografische Arbeit von Max Regenberg (*1951, Bremerhaven). Zu der Serie erscheint 2011 das gleichnamige Kunstlerbuch, 46 schwarz/weiß Arbeiten umfassend, alle entstanden zwischen 1978 und 1984.
COME TO WHERE ist die Auseinandersetzung mit einer mittlerweile historischen Begebenheit – der plakativen Zigarettenwerbung. Die Anpassung an die EU Richtlinie die sich gegen die mediale Verbreitung der Tabakwerbung richtet liegt noch keine fünf Jahre zurück und somit fällt es den meisten noch leicht den Titel COME TO WHERE zur Vollständigkeit zu ergänzen: „Come to where the flavour is, come to Marlboro Country" – seit 1971 der erfolgreiche Claim der Firma Marlboro. Die Firma nutzte geschickt das Selbstverständnis der USA als Land ohne Grenzen und spielte mit dem Genre des Western als universales Männermärchen. Ein Klischee,
das zwar heute so nicht mehr gültig ist, das aber vielleicht gerade deswegen immer noch zum träumen anregt. Genau diese Geschmacks- und Bewusstseinsbildende Funktion der Werbung – und innerhalb dieser des Bildes – untersucht Regenberg in seiner langjährigen Arbeit. Seit 1974 beschäftigt sich der selbst zur Werbefotografie ausgebildete Regenberg mit dem Siegeszug der Bild- über die Schriftkultur, der sich auch in der Verbreitung großer Werbetafeln im öffentlichen Raum zeigte; neben einer eigenen Sammlung von Großflächenplakaten – inzwischen an die 6000 Stück – verfolgte er ab 1978 bis jetzt seine Langzeitstudie „Das menschliche Abbild in der Werbung im öffentlichen Raum". Es entstand eine heute circa 15000 Fotografien umfassende Sammlung, deren Arbeiten ihrem dokumentarischen Charakter nach an diejenigen eines Walker Evans in den USA erinnern und gleichzeitig den konzeptuellen Projekten Ed Ruschas nahe stehen. Dabei bedient sich Regenbergs Bildsprache keiner formalästhetischen Anleihen bekannter typologischer Serien wie zum Beispiel derer Bernd und Hilla Bechers. Regenberg vermeidet sowohl inszenierte Objektivität als auch die saubere Bildsprache der Werbefotografie, um das Verhältnis von Werbung und urbanem Umfeld in aller Deutlichkeit aufzuzeigen. Dieses Konzept zieht sich durch bis zur Auswahl seiner Kamera: entgegen der aufwändigen Ausru?stung eines Werbefotografen nutzt Regenberg lediglich eine Kleinbildkamera. Gleichzeitig stellt sich Regenberg mit seiner Langzeitstudie auch interdisziplinären Fragen: welche Rezeptionswege gibt es heute inmitten der Bilderflut, der sich die Gesellschaft stellen muss? Welche ästhetischen Belange entstehen daraus und wie kann sich ein Künstler daran beteiligen? Entstanden ist eine Studie, die Medienreflexion und soziokulturelle Dokumentation vereint und die über die Jahrzehnte ihres Entstehens inzwischen auch als kulturelles Gedächtnis fungiert.