Jonathan Gitelson
Dream Job
In Gitelsons Projekt Dream Job kombiniert er eine von ihm selbst aufgegebene Zeitungsannonce – beispielsweise für einen Film Produzenten – mit einem gestellten, klischeehaft inszenierten Portrait. Damit greift Gitelson das Werk von August Sander auf oder auch Irving Penns fotografische Suche nach dem reellen Typus oder Charakter des Menschen und führt diese in die postmoderne fotografische Praxis und Theorie des 21 Jahrhunderts. Humor ist ein seltener aber auch gleichzeitig unersetzlicher Teil der zeitgenössischen Kunst, besonders im so genannten Postmodernen Zeitalter und Jonathan Gitelson ist einer der wenigen Künstler die dies konzeptionell in ihre Arbeit einbauen.
Posters
In seinen kleinteiligen narrativen Postern im werbeüblichen Storyboard- Format untersucht er Alltagsrituale wie das in Street Gangs übliche ´Shaking hands' oder auch die durch die Zelebrierung zum Ritual gewordene letzte Zigarette.
Letztlich stellt er in seinen ironischen Arbeiten die Frage nach dem Sinn und dem Inhalt vieler in der modernen Gesellschaft verankerter Vorstellungen. In einem seiner Videos, in dem ein junger Mann – dargestellt von seinem Kollegen Brian Ulrich – in einer sinnlosen Aktion versucht, ein zusammengeknotetes Paar Schuhe über eine Stromleitung zu werfen, bringt Gitelson das, was ihn in seinen Arbeiten antreibt, auf den Punkt: er stellt die entscheidende Frage „What does it all mean?"
The Car Project
Im Sommer 2004 zog ich in die Straße gegenüber der Funky Buddha Lounge, einem bekannten Nachtklub in der Nachbarschaft des Chicagoer West Loop. Jeden Abend parkte ich meinen Wagen auf der Straße und jeden Morgen fand ich zahlreiche Nachtklubhandzettel, hinter die Scheibenwischer und in die Risse meiner Fenster geschoben. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich jeden Morgen zu meinem Wagen ging, waren die meisten der anderen Autobesitzer bereits weggefahren und hatten ihre Handzettel auf dem Boden hinterlassen.
Diese Form der Werbung faszinierte mich – ein Versuch der Kommunikation mit Kunden, der sichtbar scheiterte und riesige Mengen an teurem gedrucktem “Instant-Müll” fabrizierte.
Kurz nach meinem Einzug begann ich die Handzettel von meinem Auto und vom Bürgersteig in der Umgebung meines Hauses zu sammeln. Im Januar 2005 hatte ich über 1000 Handzettel gesammelt, genug, um damit mein gesamtes Auto zu verkleiden. Ich verbrachte drei Monate damit, die Handzettel händisch zu einem Autoüberzug zusammen zu nähen und photographierte anschließend mein Auto, mit Überzug, vor den Nachtklubs von denen ich die Handzettel bekommen hatte.
„The Car Project“ wurde 2006 abgeschlossen und enthält acht großformatige Photographien. Jeder Ausstellungsprint ist digital geprintet auf eine Größe von 101 x 127cm, was es dem Betrachter erlaubt, innerhalb jeder Photographie die individuellen Handzettel zu lesen. Die Photographien werden zusammen mit einer Metallstatue meines Autos ausgestellt, auf welcher der aktuelle Autoüberzug präsentiert wird.
„The Car Project“ erhielt eine ehrenwerte Erwähnung im Projektwettbewerb der Review Santa Fe 2006 (Jurymitgleider: Yossi Milo, Miriam Romais und Anne Wilkes Tucker) und erschien in der Camera Austria. Das Projekt wurde ebenfalls in einer Ausstellung des Chicago Cultural Center gezeigt.
Dieses Projekt wurde teilweise mit einer Förderung des „Community Arts Assistance Program“ des Kulturdezernats der Stadt von Chicago sowie dem „Illinois Arts Council“ unterstützt.