Donata Wenders
Contemplation
„...es gibt Momente, in denen die Welt, mit der wir gerade beschäftigt waren, auf einmal verblasst. Wir treten auf eine Lichtung, deren Grenzen wir nicht wahrnehmen und in der eine andere Zeit herrscht. Sekunden werden zur Ewigkeit."
Donata Wenders, Vorwort von „islands of silence", Prestel 2006
Nach 2004 und 2006 ist Contemplation nun die dritte Einzelausstellung der wunderbaren Fotografien Donata Wenders in der Galerie f 5,6. Waren die beiden vorangegangenen Ausstellungen noch themenübergreifend und zeigten Landschaften, Stilleben und Porträts, so konzentriert sich Contemplation auf Wenders einzigartige Aufnahmen unbekannter und bekannter Frauen, unter ihnen Milla Jovovich Pina Bausch und Nayoung Kim.
Wenders, die eigentlich Kamera, Film und Theater in Berlin und Stuttgart studiert hat und erst später autodidaktisch an die Fotografie herangetreten ist, hat in ihren Aufnahmen eine ganz eigene, stimmungsvolle Bildsprache entwickelt. Inspiriert von den Arbeiten der Piktorialisten wie Edward Steichen oder Alfred Stieglitz, entrückt sie das Dargestellte der reinen fotografischen Dokumentation. Meist nutzt sie extreme Lichtsituationen, so dass Licht und Schatten eine bedeutende Rolle in ihren Bildern einnehmen. Sowohl in ihren Schwarz-weiß Arbeiten, als auch in den wenigen Farbaufnahmen, von denen einige zum ersten Mal in der Galerie f 5,6 zu sehen sein werden, setzt Wenders das dem Medium der Fotografie notwendige Licht auf ihre ganz eigene, magische Weise ein.
Dieser zuweilen fast auratische Lichteinsatz kommt besonders den Porträtaufnahmen
entgegen. Eine Schutzhülle aus Licht und Schatten scheint die Dargestellten zu umspielen; so ist trotz der intimen Nähe eines Porträts die Person und ihre Persönlichkeit nie bloßgestellt. Der Porträtierte kann ganz in sich versinken, ganz er selbst sein. Siri Hustvedt, selbst einige Male von Wenders porträtiert worden, bezeugt dies in ihrem Vorwort zu Wenders Buch „islands of silence": „ ich begreife, dass die vielen anderen Porträtierten auch alle gleichzeitig mit sich allein sein konnten und doch in Donatas Gesellschaft"
Das Außen und die Zeit spielen keine Rolle mehr. Nicht nur durch das Medium, sondern auch durch Wenders geheimnisvolle Nähe zum Menschen wird der Moment zur Ewigkeit gebannt.
In ihrer Begeisterung für Menschen, deren Mimik und Gestik, fühlt sich Wenders in ihr Gegenüber ein. Ihre Bilder sind Spiegel dieser Vertrautheit und gleichzeitig ihres Respekts. Selten kann der Betrachter einer dargestellten Person so nah sein, ohne in dieser Intimität zum Voyeur zu werden.