John Goto
Kafka in America
I took him photographs of constructivist pictures.
Kafka said, ‘They are merely dreams of a marvellous America, of a wonderland of unlimited possibilities. That is perfectly understandable, because Europe is becoming more and more a land of impossible limitations’.
‘Conversations with Kafka’ Gustav Janouch.
Franz Kafka (1883-1924) never visited America, although it provided the setting for his first novel, Der Verschollene (The Man Who Disappeared, also published under the title of Amerika). He worked on it intermittently between 1911 and 1914, after which he put the manuscript aside and it remained unfinished at his death.
Kafka based his fictional America on a number of personal and published sources. Family members had emigrated to the States and occasionally wrote home or visited Prague. His maternal uncles Joseph and Alfred Loewy, and cousins Emil and Victor Kafka all spent time in America. Of more significance in relation to the novel, which is set in New York, were his cousins Otto, who established himself as a wealthy businessman in the city, and Franz (known as Frank), his younger brother who joined him in 1909 at the age of sixteen. It must have been strange for the writer to have his namesake escaping the confines of Prague, which he didn’t achieve himself until near the end of his life, for the promised freedom of the New World.
Kafka was an avid reader of travel literature. Arthur Holitscher’s popular reports from American were first serialised in newspapers (1912) and then published with illustrative photographs as ‘Amerika – Heute und Morgan’, of which Kafka owned a copy. Other literary sources claimed as influences include Charles Dickens’ David Copperfield and The Autobiography of Benjamin Franklin. Furthermore, Kafka attended Dr Fantisek Soukup’s lectures in Prague about his travels in America, and received oral reports from two returned workmen.
Kafka preferred the ‘repose of gaze’ offered by the photograph to the mobile vision of cinema. But scrutinising photographs did not always lead to intimacy or knowledge, and instead could produce feelings of estrangement and alienation. The fragmented city depicted by Kafka seems infused with a malevolent spirit, which compresses its space, rendering negative all that was new and hopeful. Indeed, the American ‘rags to riches’ myth found in Horatio Alger’s stories is turned on its head in Kafka’s novel as the young immigrant, Karl Rossmann, slides inexorably down the social ladder.
Goto’s series is set in and around New York City, circa 1914. Like Kafka, Goto has never been to America, and has similarly constructed his city using photographic, literary and critical sources. Below the surface of the wealthy, technological, modern city of New York, with its institutions and instruments of power, a disquieting undertow is discernable.
‘Kafka in America’ consists of 21 images. The micro-piezo prints are made by the artist onto rag paper using archival inks. They vary in size between 42 X 60cm (edition of 10) and 84 x 118cm (edition of 3).
Mosaic
Angetrieben durch den Angriff der IDF Truppen auf den Gaza Streifen im Dezember 2008 schuf John Goto die vermeintlich abstrakte Serie der „Mosaics". Sie ist sein Kommentar zu der damaligen Pressesperre. Dazu nutzt er einen Standardgraphikfilter, den so genannten Mosaikfilter. Dieser fasst in einem Rechteck den Durchschnittswert der in diesem Abschnitt des Bildes enthaltenen Farben zusammen. Um den Zusammenhang zwischen dem Ausgangsmotiv und dem durch den Filter entstandenen abstrakten Bild nicht zu verleugnen, ist jeder Abzug zweiseitig, wobei das abstrakte Mosaik zunächst im Vordergrund steht und das Ausgangsbild erst durch Wenden des Blattes sichtbar wird.
Diese Serie führt Gotos Untersuchung der Beziehung zwischen moderner abstrakter Kunst und politischer Aussage fort, die er bereits in seiner Serie „Terezin" (1987) begann.
Floodscapes
John Goto´s kam durch eine ungewöhnliche und innovative Zusammenarbeit zwischen dem „Überflutungs-Projekt" der britischen Umweltbehörde, Der University of Derby und dem Künstler zustande. Das Projekt versucht die Rolle der Kunst zu ergründen, die Öffentlichkeit ihrer Verantwortung gegenüber der Schönheit der Landschaft und dem Schutz vor Überschwemmungen bewusst zu machen.
Durch die immer häufiger auftretenden Zerstörungen, die Überschwemmungen an Flüssen und Meeresküsten verursachen – die Zerstörung ganzer Stadtviertel und damit der Wohnungen, Arbeitsstätten, der Stromversorgung, letztlich der gesamten Infrastruktur, deren Wiederherstellung Kosten in milliardenhöhe nach sich zieht.
Wurden in der Vergangenheit Wälle, aufgestockte Sandbänke oder Verschanzungen gebaut, um die Fluten unter Kontrolle zu halten, müssen in Zeiten der immer unkontrollierbareren Klimaveränderungen neue Wege gefunden werden.
Drei „floodscape-Projekte" entlang der Themse in Ham – the Thames Barrier und die North Kent Marshes hat John Goto in seine Arbeiten eingeflochten. Während er den Fluss als lineare Erzälstruktur nutzt in der er u.a. Gemälde von Turner und Gericault zitiert, schiffen Gotos Protagonisten auf einer gefährlichen Reise zu einer Flussmündung. Der Wendepunkt ihrer Reise ist eine myteriöse, schneebedeckte Insel, auf der sie Kinder aus der Zukunft treffen, durch die sie ihre Reise auf einem ruhigeren, freundlicheren Fluss zurücklegen.
Ukadia
"Indem ich moderne Touristen in solche Umgebungen einbette, rufe ich einen ironischen Kontrast zu dem arkadischen Traum hervor, mit dem Ziel, unsere komplexen modernen Beziehungen mit der Landschaft zu hinterfragen. Die großartigen englischen Satiriker Hogarth, Gillray und Rowland benutzten diese Strategien, um die Ansprüche ihrer Zeit zu verhöhnen. Meine Absicht, unsere heutige Gesellschaft durch einen historischen Filter zu sehen hilft dabei, der Amnesie, die von der modernen Welt ausgeht, entgegen zu treten." (John Goto)
John Gotos digital realisierte Serie „High Summer" (Hochsommer) spielt sich in einer modernen „Dyscadia" (Gegenteil Arkadien) ab. Satirisch betrachten die Arbeiten unsere jetzigen Beziehungen zur Landschaft. Moderne Freizeit-Touristen werden in diese idealen Landschaften hineingesetzt und erst eine sorgfältige Betrachtung der Szenerien eröffnet eine komplexe Auseinandersetzung innerhalb eines modernen Großbritanniens. Die neoklassizistischen Kulissen bauen auf den Landschaftsgärten in Stowe, Rousham und Stourhead auf, in denen die Ideen, angeregt durch die berühmte „Grand Tour" der englischen Aristokratie Mitte des 18. Jahrhunderts, realisiert wurden. Goto gestaltet diese „freundlichen Landschaften" um, und vermittelt dabei etwas des Gefühls für Raum und Umfang, das in den Gemälden der großen Landschaftsmaler wie Claude Lorrain und Nicholas Poussin zu spüren ist, die die damaligen Architekten der Landschaftsgärten stark beeinflusst haben. Für John Goto bieten diese idealen Landschaften einen Rahmen für das Drama menschlicher Emotionen und Aktionen sowie den utopischen Wunsch nach einem perfekten Leben.
John Gotos Arbeiten sind voller Anspielungen auf die Kunstgeschichte: auf die Idyllen der Landschaftsmalerei des 17.Jahrhunderts, die englischen Landschaftsgärten, und die erhabene Rhetorik der akademischen Historienmalerei. Seine modernen Geschichten, die reumütig den Zustand der politischen Desillusion in England widerspiegeln, gehören zu einer besonderen englischen Tradition der sozialen Satire, die ihre Wurzeln im Allgemeinen im 18.Jahrhundert und im Besonderen in der Arbeit von William Hogarth hat, mit dessen Werk sich Goto mehrere Jahre lang beschäftigte. Nach Hogarths Vorbild versucht Goto in seiner Serie "High Summer", einen ironischen Kontrast zwischen den idealisierten arkadischen Schauplätzen und Possen der zeitgenössischen Touristen, die durch die Landschaften wandern, zu kreieren. Aus der niederländischen Genremalerei übernahm Goto von Jan Steen die Vorliebe für humoristische Elemente.
New World Circus
John Gotos satirischer Alptraumzirkus ist ein Kommentar zur Situation im Irak 2006, speziell zu der Rolle Englands. Sein „New World Circus" ist eine Art inszeniertes Rollenspiel, das die neue Weltordnung initiiert durch Tony Blair und Goerge W. Bush aufzeigt.
In dieser Serie zitiert Goto häufig dokumentarische Aufnahmen aus dem Krisengebiet, die die Protagonisten eingebettet in das Zirkusgeschehen nachstellen. Goto selbst mimt den rot bemantelten Zirkusdirektor mit großem Bart während Familienmitglieder und Freunde die anderen Rollen übernehmen, so dass das Projekt eine merkwürdig persönliche Note erhält.
Goto selbst sagt zu dieser Serie: „Kleine Wanderzirkusse sind meist umgeben von einem leicht pathetischen Hauch. IN der Regel bestehen sie aus den Mitgliedern einer oder zwei Familien. In der Serie „New World Circus" wollte ich die Parallelen zwischen einer Familie, dem Nationalstaat und internationalen Beziehungen aufzeigen: überall gibt es Zwietracht, Überwerfungen, sogar Krieg, vertragliche Übereinkünfte und Umgestaltungen. Zugleich spielen oftmals unterbewusste und zuweilen mörderische Gemütszustände eine wichtige Rolle."